Veranstaltungsdaten
Die Große Reihe (6) – Mythos 9
Einführung um 19 Uhr
Alexander Glasunow
Sinfonie Nr. 9 d-Moll
Antonín Dvorák
Konzert für Violoncello h-Moll op. 104
Bedrich Smetana
Drei sinfonische Dichtungen aus „Mein Vaterland“
Vyšehrad, Šarka und Die Moldau
- Violoncello: Alban Gerhardt
- Dirigent: Walter Weller
Mit Absicht unvollendet: Glasunow.
Es ist nicht überliefert, ob sich Alexander Glasunow um den „Mythos Neun“ bewusst gekümmert hat. Doch, ob der der russische Komponist nun abergläubisch war oder nicht (wohl eher nicht): Auch bei ihm ist die „Neunte“ die letzte Sinfonie und unvollendet, wenngleich nicht tragisch umhaucht. Nachdem Glasunow das Werk 1910 liegen ließ, dauerte sein Leben noch länger als ein Vierteljahrhundert an. Da der Komponist nichts weiter über die unvollendete Sinfonie geäußert hat, wurde aber auch in diesem Fall spekuliert. Am wahrscheinlichsten ist, dass die Jahre um 1910 für Glasunow ohnehin eine Verlagerung vom Komponieren zum Unterrichten mit sich brachten und dass die Leitung des Konservatoriums in St. Petersburg ihn allzu sehr in Anspruch nahm. Seine Musik ist Mozart und Tschaikowsky verpflichtet und wird gelegentlich als allzu leichtgewichtig abgetan. Auf der anderen Seite nahm ihn sich Igor Strawinsky zum Vorbild, der gerade Glasunows Sinfonien bewunderte: „Fasziniert von der staunenswerten Meisterschaft des Könnens“ sei er gewesen, so Strawinsky, der auch die Bedeutung von Glasunows Arbeiten für das russische Musikleben hervorgehoben hat: „Jedes seiner neuen Werke wurde als ein musikalisches Ereignis erster Ordnung aufgenommen“.
Von Glasunows „Neunter“ ist nur der erste Satz erhalten, den der Komponist als Klavierauszug hinterließ. 1947/48, ein Jahrzehnt nach Glasunows Tod, wurde dieser Satz durch den Kollegen Gavriel Judin instrumentiert und veröffentlicht. Es fällt auf, dass diese Sinfonie dunkler, ernster daherkommt als die weitgehend optimistisch getönten Vorgängerwerke – wirkte hier womöglich doch der „Mythos Neun“? Immerhin wurde Glasunow von dem russischen Musikhistoriker Rostislav Hoffmann als „würdiger Fortsetzer Beethovens“ bezeichnet…