Anoushka Shankar, Sitar
Die Sitar-Spielerin und Komponistin Anoushka Shankar ist eine Ausnahmeerscheinung in der indischen Klassik- und Weltmusikszene. Für ihre dynamische und spirituelle Musikalität hat sie viele renommierte Auszeichnungen erhalten, darunter sechs Grammy-Nominierungen, die Anerkennung als jüngster - und erster weiblicher - Empfänger eines britischen House of Commons Shield, die Auszeichnung als Asian Hero im TIME Magazine und den Songlines Best Artist Award. Jüngst wurde sie eine der ersten fünf Komponistinnen, die dem britischen A-Level-Musiklehrplan hinzugefügt wurden.
Tief verwurzelt in der klassischen indischen Musiktradition, studierte Anoushka Shankar ab ihrem neunten Lebensjahr ausschließlich bei ihrem Vater und Guru, dem verstorbenen Ravi Shankar, und machte ihr professionelles Debüt als klassische Sitar-Spielerin mit dreizehn Jahren. Im Alter von 20 Jahren veröffentlichte sie drei klassische Aufnahmen bei EMI / Angel und erhielt ihre erste Grammy-Nominierung. Damit wurde sie als erste indische Frau und jüngster Kandidat überhaupt in der Kategorie „World Music“ geehrt. 2005 gelang ihr mit dem selbstproduzierten Album „Rise“ die zweite Grammy-Nominierung und gleichzeitig der Durchbruch.
Als internationale Solokünstlerin gasiert Anoushka Shankar auf den internationalen Konzertbühnen wie der Carnegie Hall, dem Barbican Centre, dem Sydney Opera House, dem Wiener Konzerthaus, dem Salle Pleyel, der Royal Festival Hall, der Alten Oper Frankfurt, dem Théâtre des Champs-Elysées, dem Palais des Beaux Arts und dem KKL Luzern. Außerdem spielte sie beim Verbier Festival, dem Prager Frühlingsfestival, Boom Festival und den London Proms. Anoushka Shankar hat die vier Sitar-Konzerte ihres Vaters mit den führenden Orchestern der Welt, darunter dem London Symphony Orchestra, dem London Philharmonic Orchestra, dem MDR Sinfonieorchester, dem Lucerne Symphony Orchestra und dem Orpheus Chamber Orchestra unter der Leitung renommierter Dirigenten wie Zubin Mehta, Kristjan Järvi und Jakob Hrusa aufgeführt.
Im Jahr 2011 unterzeichnete Anoushka Shankar bei der Deutschen Grammophon und läutete damit eine fruchtbare Schaffensphase ein, die mit drei weiteren Grammy-Nominierungen in Folge belohnt wurde. „Traveller“ (produziert von Javier Limon) erkundet die klassische indische Musik und den spanischen Flamenco. Es folgten „Traces of You“ (produziert von Nitin Sawhney mit Anoushkas Halbschwester Norah Jones, Gesang) und „Home“, ein rein indisches Klassik-Album, in dem sie zu den Ragas zurückkehrte, die ihr der Vater beigebracht hatte. Durch ihren kühne Sprache als Komponistin fördert Anoushka Shankar den interkulturellen Dialog und demonstriert gleichzeitig die Vielseitigkeit der Sitar in allen musikalischen Genres. Das Ergebnis ist die Zusammenarbeit mit einer Reihe von prominenten Künstlern wie Sting, M.I.A, Herbie Hancock, Pepe Habichuela, Karsh Kale, Rodrigo y Gabriela und Joshua Bell.
Zu den Höhepunkten der letzten Zeit zählen die Berufung zur Kuratorin des Tagore Festivals im Londoner The Globe Theatre, das dem legendären bengalischen Polymathematiker Rabindranath Tagore gewidmet ist, sowie eine große Reihe im Konzerthaus Dortmund, wo sie vier komplette Programme ihres künstlerischen Lebens vorstellte.
Neben ihrer Karriere als Komponistin und Solistin schrieb Anoushka Shankar das Buch „Bapi: Die Liebe meines Lebens“, ein biografisches Porträt ihres Vaters. Außerdem war sie regelmäßige Kolumnistin für das New Delhis First City Magazine und die Hindustan Times.
Anoushkas künstlerisches Schaffen spiegelt zunehmend ihre leidenschaftliche Unterstützung von Frauenrechten und sozialer Gerechtigkeit wider. Als Reaktion auf die schreckliche Vergewaltigung von Jyoti Singh Pandey in Delhi 2011, initiierte sie die Kampagne „One Billion Rising on Change.org“. 2013 wurde sie eingeladen, beim jährlichen Hindustan Times Leadership Summit in Neu-Delhi an einer Sonderveranstaltung zum Thema Gewalt gegen Frauen teilzunehmen. Zu den weiteren jüngsten Projekten gehören eine Radiosendung über die geschlechtsspezifischen Besonderheiten von Frauen zur Förderung der Ziele der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung, die Koordinierung eines Aufrufs zur britischen Flüchtlingskrise, der von mehr als 100 führenden britischen Kulturschaffenden unterzeichnet und im September 2015 in der Guardian newspaper veröffentlicht wurde. 2016 lieh sie ihre Stimme der abendfüllenden Filmdokumentation „Stolen Innocence“ über Indiens unerzählte Geschichte des weltweit am schnellsten wachsenden Menschenhandels.
Ihr letztes Album bei der Deutschen Grammophon „Land of Gold“ ist ihre persönliche Antwort auf das humanitäre Trauma von Vertriebenen, die vor Konflikten und Armut fliehen. Nach der Veröffentlichung im Frühjahr 2016 folgten Tourneen durch Nordamerika, Indien und Europa mit Auftritten an verschiedenen Veranstaltungsorten wie der Royal Festival Hall, dem Wiener Konzerthaus, dem Dubai Opera House und bei Live-Musikfestivals wie Glastonbury (West Holts), WOMAD und Rudolstadt. Höhepunkte der aktuellen Saison sind Aufführungen des Sitar-Konzertes Nr. 2 mit den Berliner Philharmonikern, dem Los Angeles Philharmonic Orchestra und dem New York Philharmonic Orchestra.
Heute lebt Anoushka mit ihrem Ehemann und zwei Söhnen in London mit dem Ziel, als Künstlerin ständig zu lernen und zu wachsen. Über Kontinente und Demographie hinweg reagieren die Menschen auf das, was sie die „Ehrlichkeit“ in ihrer Musik nennt, und ein wesentlicher Bestandteil ihrer Arbeit sowohl in der klassischen als auch in der modernen Musik ist. Wie Nitin Sawhney schrieb: „Niemand verkörpert sichtbarer den Geist der Innovation und des Experimentierens als Anoushka Shankar.“