Bernd Glemser, Klavier
Eine erfreuliche, aber dennoch kuriose Geschichte trug sich 1989 zu: Es erfolgte nämlich die Berufung des jungen Pianisten zum damals jüngsten Professor Deutschlands. Bernd Glemser, der noch selbst immer Student beim russischen Pädagogen Vitalji Margulis war, musste daher als Student der Musikhochschule in Freiburg exmatrikuliert werden, erhielt jedoch den tröstlichen Bescheid, seine noch ausstehenden Examina innerhalb von 2 Jahren ablegen zu dürfen. Eine der wenigen Gelegenheiten international zu konzertieren – vor allem mit Orchester – findet ein Klavierstudent fast ausschliesslich bei Wettbewerben. So fuhr der junger Pianist bis 1987 durch die ganze Welt und brach unbewusst einen Rekord, der seit 1890 einsam zu Buche steht: Er gewann 17 Wettbewerbe und Spezialpreise in Folge! „So konnte ich mir von den Preisgeldern doch meinen ersten Flügel kaufen”.
Mit einer aussergewöhnlichen Bandbreite des Repertoires, das vom Barock bis zur Moderne reicht, zählt Bernd Glemser heute zur internationalen Pianistenelite. Die leidenschaftliche Virtuosität seines Spiels - gepaart mit geistvoller Eleganz - fasziniert das Publikum inzwischen von Chile bis China, wo er 1996 als erster Künstler aus dem Westen live im Fernsehen spielte („natürlich” das 1. Klavierkonzert von Tschajkowsky). Die bisher erschienenen 33 CD-Aufnahmen erhielten fast ausnahmslos Auszeichnungen durch die Fachpresse, so zuletzt die Einspielung der 4 Scherzi und Balladen von Chopin Recording of the Month February 2011 durch Robert Cummings (GB, USA, AUS, NZ). Die nächste CD-Aufnahme wird einige der bedeutendsten Klavierwerke von Franz Liszt beinhalten. Mit der Sonate h-moll steht ein Werk an, welches für Bernd Glemser seit Jahrzehnten tiefste Inhaltlichkeit und Aussage bedeutet: „Ich möchte zeigen, dass Liszt nicht nur schnell und laut Ist. Ich versuche Vorurteile aufzubrechen.” Jährlich 15-20 weltweite Radioübertragungen und Fernsehaufnahmen von Konzerten mit grossen Dirigenten, wie z.B. Herbert Blomstedt, Riccardo Chailly, Welser-Möst, Myung Whun-Chung. Dimitri Kitajenko, Osmo Vänskä oder Wolfgang Sawallisch bestätigen Glemsers Ausnahmerang.
Eine grosse Affinität empfindet der Pianist für das Werk von Sergej Rachmaninoff. So scheint es fast folgerichtig, dass Bernd Glemser von Wolfgang Sawallisch nach Philadelphia eingeladen wurde, um Rachmaninoffs 3. Klavierkonzert zu spielen. Das Orchester, das schon dem Komponisten zu dessen eigenen Schallplatten-Aufnahmen zur Seite stand, feierte seinen 100. Geburtstag. Ein weiter Weg für einen Jungen von der Schwäbischen Alb, der zur Winterzeit oft mit den Skiern zum Klavierüben fuhr.
Zusätzlich zu seinen vielen Auszeichnungen erhielt Bernd Glemser 1992 den Andor FoldesPreis und 1993 in Zürich. Im November 2006 ist ihm der Kunstpreis der Stadt Würzburg überreicht worden. 2003 erfolgte - durch den (damaligen) Bundespräsidenten Rau - die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes.