Veranstaltungsdaten
Abo Sextett (5) – Das Geheimnis der Stille
Einführung um 19 Uhr
Claude Debussy
La Mer – Drei sinfonische Skizzen
Toru Takemitsu
I hear the water dreaming – für Flöte und Orchester
Ludwig van Beethoven
Sinfonie Nr. 4 B-Dur op. 60
Tiefe Wasser
Wer einmal bei etwas bewegterer See mit einem Schiff übers Meer gefahren ist, weiß, welche Wirkung der Seegang auf Kopf und Eingeweide der Reisenden ausüben kann. Er weiß auch, dass Höhe, Richtung und Rhythmus der Wellen sich nicht voraussehen lassen. Man muss als Schiffspassagier gewissermaßen auf alles gefasst sein, obwohl die kleinsten Kräuselwellen wie die riesigen „Kaventsmänner“ aus den gleichen Wasserteilchen bestehen.
Als Claude Debussy zwischen 1903 und 1905 das Meer als dreisätzige Sinfonie vorstellte, entwickelte er deren Form aus der Bewegung kleiner Tonmotive in oft komplizierten rhythmischen Verschränkungen. Ähnlich wie man das Verhalten der Meereswellen nicht vorausbestimmen kann, ist es für den Hörer kaum möglich, den Verlauf dieser Musik vorweg zu erahnen. Glücklicherweise ohne Nebenwirkungen auf Magen und Kopf seiner Hörer.
Der Blick unter die kompliziert bewegte Oberfläche der Ozeane eröffnet eine andere Welt. Schon wenige Meter unter dem Meeresspiegel scheint alles Gleichmaß und Ruhe zu sein. Der Taucher, der in die Tiefe vordringt, wird dort auch kaum etwas hören – tiefe Wasser sind still, man könnte sich vorstellen, sie schliefen.
Wie er gar zur Vorstellung von träumendem Wasser kam, beschreibt der Japaner Toru Takemitsu so: „Ich wurde zu diesem Werk durch ein ‚Water Dreaming‘ betiteltes Gemälde eines Künstlers aus Papunya in Westaustralien angeregt ... Das Bild ist einfach, aber voller mythologischer Zeichen und Symbole und berührte mich zutiefst in seiner Bildsprache. Nach einem kurzen Vorspiel greift das von der Flöte gespielte melodiöse Thema das Bild des Wassers aus dem Gemälde auf…“