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  • Das neue Babylon Foto: ZDF/ARTE
  • Daniel Raiskin Daniel Raiskin
  • Das neue Babylon (Foto: ZDF/ARTE) Das neue Babylon (Foto: ZDF/ARTE)
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Veranstaltungsdaten
// Rückschau

Die Große Reihe (8) – Der Gott des Weines

Das neue Babylon

Stummfilm (1929) mit der originalen Filmmusik von

Dmitri Schostakowitsch

Film mit Genehmigung von ZDF/ARTE & der EUROPÄISCHEN FILMPHILHARMONIE, Musik mit Genehmigung der Sikorski Musikverlage.

  • Dirigent: Daniel Raiskin

                            Der Trollinger. Und Bacchus als Gott des Wandels.

                            Bacchus/Dionysos ist nicht nur ein Gott des Weines, er ist auch ein Gott des Wandels. Vielleicht hat er auf diese Weise zum Meinungsumschwung beim deutschen Rotwein beigetragen. Zwar haben es die leichteren Weine wie der sommerhelle Trollinger immer noch schwer bei den Fachleuten: In einem Zeitungsartikel hieß es, diese Roten seien mit „leichten Mädchen“ zu vergleichen: ein wenig verrucht, sehr schön, offiziell schlecht beleumundet, und gerade deswegen von großer Anziehungskraft. So widersprüchlich müssen die Franzosen in den 1860er Jahren die vergnügungssüchtige, gierige Gesellschaft unter dem Kaiser Napoleon III. empfunden haben, der Jacques Offenbach gewissermaßen als Hofnarr diente – ein Komponist mit satirischem Scharfsinn, aber doch ein Teil des Systems. Der russische Stummfilm „Das neue Babylon“ erzählt vor dem Hintergrund der Pariser Kommune, der kurzlebigen revolutionären Phase nach dem Sturz des Kaiserreichs, die Liebesgeschichte einer Kommunardin und eines Soldaten. Der junge Dmitri Schostakowitsch komponierte dazu eine Filmmusik, die die Widersprüche jener Zeit zwischen Offenbachs tanzenden Operettenfiguren und den auf Barrikaden gesungenen Revolutionsliedern zur experimentellen Montage verdichtet. Wie später Schostakowitsch, gerieten die Filmemacher mit dem sowjetischen Regime in Konflikt. Die Zensur beanstandete den Vorrang der Liebesgeschichte, die Neufassung betonte die politisch-historischen Aspekte und fiel genau deshalb beim westeuropäischen Publikum durch. Heute erkennt man Film und Musik als bedeutende historische Dokumente an – die Zeiten haben sich eben gewandelt.

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