Veranstaltungsdaten
Die Große Reihe (1) – Der Gott des Weines
Einführung um 19 Uhr
Hans Werner Henze
Adagio, Fuge und Mänadentanz aus „Die Bassariden“
Franz Liszt
Klavierkonzert Nr. 2 A-Dur
Ludwig van Beethoven
Sinfonie Nr. 7 A-Dur op. 92
- Klavier: Joseph Moog
- Dirigent: Nicholas Milton
Der Weißburgunder. Und Mit Bacchus ist es gar nicht so einfach.
Ob Hans Werner Henze, ein eleganter Mann und charmanter Zeitgenosse, der lange in Italien gelebt hat, gerne Weißburgunder getrunken hat, wissen wir nicht. Diese erst in letzter Zeit beliebt gewordene Rebsorte gedeiht eher diesseits der Alpen und hat es bisher nur nach Norditalien geschafft. Ein Freund guten Weines aber war Henze ganz bestimmt, und wer weiß, vielleicht beschäftigte er sich auch deshalb 1965 in einer Oper mit dem „Weingott“ Dionysos. Wobei mit Henzes „Bassariden“ sogleich die komplizierte Seite von Dionysos und seiner römischen Entsprechung Bacchus aufs Tapet kommt: Sein göttlicher Status wurde ihm wegen nicht ganz astreiner Herkunft als Sohn des Gottes Zeus und der menschlichen Semele häufig abgesprochen. Und in seiner geschichtlichen Entwicklung ist der Weingott nicht nur der jugendlich strahlende, rebenumkränzte, siegreiche Erlöser. Bacchus/Dionysos konnte auch ein Rasender sein, der den Wahnsinn entfesselte. In Henzes „Bassariden“ wird um Herkunft und Göttlichkeit des Dionysos gestritten, und die ihn begleitenden Priesterinnen, die Mänaden, huldigen ihm mit einem ausschweifenden Tanz. „Eine Apotheose des Tanzes“ nannte Richard Wagner die siebente Sinfonie des Weinfreundes Beethoven, während die Virtuosität von Franz Liszt seine Zeitgenossen in rauschhafte Zustände versetzte. Dass der gebürtige Ungar den Wein liebte, ist leider unwahrscheinlich. Liszt brauchte Stärkeres: „Chinin, Opium, Zigarren und Cognac“ hätten seine Kreativität beflügelt, gab er selbstbewusst zu. Vielleicht hätte ihn ja ein Gläschen vom charmanten, eleganten Weißburgunder überzeugt?