Veranstaltungsdaten
Abo Sextett – Musik der Engel (6)
Einführung um 19 Uhr
Johannes Brahms
Klavierkonzert Nr. 1 d-Moll
Einojuhani Rautavaara
Sinfonie Nr. 7 „Angel of Light“
- Klavier: Lilya Zilberstein
- Dirigent: Ari Rasilainen
Wer, wenn ich schriee, hörte mich denn aus der Engel
Ordnungen? und gesetzt selbst, es nähme
einer mich plötzlich ans Herz: ich verginge von seinem
stärkeren Dasein. Denn das Schöne ist nichts
als des Schrecklichen Anfang, den wir noch grade ertragen,
und wir bewundern es so, weil es gelassen verschmäht,
uns zu zerstören. Ein jeder Engel ist schrecklich.
(aus: Rainer Maria Rilke: Die erste Duineser Elegie)
Ein jeder Engel ist schrecklich? - Das Gegenteil der Vorstellungen, die den meisten unter uns heutzutage vertraut sind, scheint uns aus Rilkes Elegie anzusehen. Wo sind die lächelnden langhaarigen Schönheiten von den gotischen Kirchenportalen und den Fresken aus der Frührenaissance, die süßen Putten des Barock?
Schaun wir in die alten Quellen, ist indessen kaum von den lieblichen Wesen unserer vertrauten Bilder die Rede. Die Bibel erzählt vom Kampf des Patriarchen Jakob mit einem Engel (oder ist Gott gar selbst der Gegner?), aus dem Jakob mit einer Hüftverletzung hervorgeht. Mehrfach berichtet das heilige Buch über Begegnungen von Menschen und Engeln, die diese mit dem Satz „Fürchte Dich nicht!“ einleiten. Hätte eine solche Begrüßung Sinn, wenn es nichts zu fürchten gäbe?
Von Kämpfen mit Engeln ähnlich dem des Patriarchen Jakob habe er oft als Kind geträumt, sagt der 1928 geborene Finne Einojuhani Rautavaara. Seine Sinfonie Nr. 7 „Angel of Light“ (Engel des Lichts) entstand im Auftrag des Bloomington Symphony Orchestra, das 1995 die Uraufführung spielte. Rautavaara erhielt für sie einen Midem-Preis in Cannes; sie wurde auch für einen Grammy nominiert.
Was der Komponist über sein eigenes Werk, das auch durch Rilkes Elegien inspiriert wurde, schreibt, könnte auch ein abschließender Kommentar zu unserer Reihe „Musik der Engel“ sein:
Hinter seiner Musik, so meint Rautavaara, „liegt die Gewissheit, dass verschiedene Ebenen des Wissens existieren, verschiedene Wahrheiten, jene, die rational erklärt werden können, und jene, die in Worten nicht definiert werden können. Musik ist eine Sprache, in der man solche Wahrheiten ekstatisch erzählen kann, ohne aber zu Worten Zuflucht zu nehmen. Wenn man den Wunsch hat, für sie Worte zu finden, kann man beispielsweise von ,Engeln’ sprechen.“