Veranstaltungsdaten
Die Große Reihe - Duelle mit Noten (3)Wagner und Brahms
Einführung um 19 Uhr
Johannes Brahms
Sieben Fantasien op. 116 für Klavier
Richard Wagner
„Siegfried“, 3. Akt (aus „Der Ring des Nibelungen“)
konzertante Aufführung
- Klavier: Anna Gourari
- Siegfried: Stephen Gould
- Brünnhilde: Petra Lang
- Erda: Janina Baechle
- Wanderer: Albert Dohmen
- Dirigent: Gabriel Feltz
Siegfried 3. Aufzug (Textbuch als pdf)
Stichwort: Wille.
Ein Duell im Duell? Jenseits der Spannung zwischen zwei Komponisten, die dieses Konzert umreißt, ist auch der dritte Akt von Richard Wagners Musikdrama „Siegfried“ im Grunde eine Folge von drei musikalischen Duellen nicht nur großer Stimmen, sondern auch großer Ideen. „Weißt du, was Wotan will?“, fragt – mit beträchtlicher Lautstärke – der als Wanderer verkleidete Gott die allwissende Urmutter Erda, die gerade davon eigentlich nichts mehr wissen will. Aber auch Wotans Wille hat Grenzen: Sorglos zerschlägt ihm der wilde Siegfried den hoch symbolischen Speer, um sich den Weg zu Brünhilde freizukämpfen. Angesichts der Tatsache, dass diese „kein Mann“ ist, weiß aber auch Siegfried nicht mehr, was er will. Dieser Zustand weilt nicht lange: Jauchzend und in höchsten Tönen (auch hier sind Duett und Duell sich sehr nahe) widmen sich die beiden schließlich der „leuchtenden Liebe“, die nicht weit entfernt ist vom „lachenden Tod“.
Diese großen Dimensionen, die in Wagners Bühnenwerken zu recht kleinbürgerlichen Einheiten schrumpfen können, waren Johannes Brahms fremd. Die Stilisierung von Brahms und Wagner zu den großen musikalischen Antipoden ihrer Zeit fand denn auch ohne Zutun des persönlich bescheidenen Komponisten statt, der sich für die Gattung Oper ohnehin nicht interessierte (wie umgekehrt Wagner kaum reine Instrumentalmusik schrieb). Obwohl der gar nicht bescheidene Wagner sich hin und wieder abfällig über Brahms äußerte, waren es doch Andere, die den Konflikt zwischen Tradition und Fortschritt mithilfe dieser zwei Komponisten zuspitzten. Brahms musste den Konservativen als Schutzschild dienen, während Wagner den Neutönern das Vorbild war. Viel später erst brachen die Fronten auf: Dass ausgerechnet Arnold Schönberg den vermeintlich altmodischen Brahms als „Fortschrittlichen“ bezeichnete, machte nach dem zweiten Weltkrieg auch den Weg zur sachlicheren Betrachtung der beiden „Duellanten“ Brahms und Wagner frei.