Veranstaltungsdaten
Die Große Reihe – Zwanziger Jahre
19:00 Uhr Einführung ins Programm
SCHOSTAKOWITSCH
Festliche Ouvertüre
PROKOFJEW
Violinkonzert Nr. 1
JIALIN LIU
Fallout
SCHOSTAKOWITSCH
Sinfonie Nr. 1
GUTE ZEITEN?
Dmitri Schostakowitsch war 1954, im Jahr nach dem Tod des sowjetischen Diktators Stalin, als Berater für das Moskauer Bolschoi-Theater tätig. Dort benötigte man dringend und schnellstmöglich ein Werk zur Feier des 37. Jahrestages der Oktoberrevolution. Da nur drei Tage Zeit waren, begann der Komponist sofort zu arbeiten, und der Hausdirigent ließ die Partiturseiten, sobald sie fertig waren, einzeln ins Theater bringen, um gleich die Orchesterstimmen abschreiben und proben zu können.
Die Oktoberrevolution hatte Sergej Prokofjew 36 Jahre zuvor veranlasst, Russland zu verlassen und sich in Frankreich niederzulassen. Dorthin brachte er sein zuvor noch vollendetes Violinkonzert Nr. 1, das 1923 in Paris uraufgeführt wurde. Die Pariser Musikkritiker hielten es für zu altmodisch, romantisch und nostalgisch. Eine neue Erfahrung für den Komponisten, der in Russland eher als provokanter „Neutöner“ galt.
Weil sein Vater gestorben war, musste der 18jährige Dmitri Schostakowitsch abends als Pianist in Filmtheatern arbeiten, um seine Mutter und die Geschwister zu ernähren. Nebenher schrieb er 1924/1925 schon an seiner Abschlussarbeit am Konservatorium: seine erste Sinfonie, voll Witz, Parodie, Virtuosität und Ironie, aber ohne Sarkasmus und Resignation, die viele seiner späteren Werke kennzeichnen. Die Uraufführung im Mai 1926 wurde ein voller Erfolg, stürmisch gefeiert vom Publikum und von den Musiker-Kollegen.