Veranstaltungsdaten
Die Große Reihe – Mensch und Maschine
Einführung ins Programm um 19 Uhr
BRUCH
Kol Nidrei
FAZIL SAY
Cellokonzert Never give up
DVOŘÁK
Sinfonie Nr. 9 Aus der Neuen Welt
- Violoncello Camille Thomas
- Stuttgarter Philharmoniker
- Dirigent Dan Ettinger
Dvořák, der „Trainspotter“
Wussten Sie, dass Antonín Dvořák (1841-1904) ein „Trainspotter“ (ein hobbymäßiger Beobachter von Lokomotiven und Eisenbahnzügen) war? In Nelazoheves (Mühlhausen) an der Moldau, nicht weit von Prag, wurde er geboren. Als er ungefähr zehn Jahre alt war, kam er in unmittelbare Berührung mit dem modernsten Verkehrsmittel seiner Zeit, denn sein Geburtshaus, die Gastwirtschaft seines Vaters, lag genau neben der Baustelle der Eisenbahnstrecke von Prag nach Dresden. Als der erste Zug, festlich geschmückt für die Jungfernfahrt, an ihnen vorbeidampft, ist es um ihn geschehen. Die Leidenschaft für Lokomotiven behält er sein Leben lang: „Mir gefällt besonders die große und klare Genialität, mit dem die Lokomotive konstruiert ist! Sie besteht aus vielen Teilen, geschaffen aus vielen verschiedenen Komponenten. Jedes von ihnen hat seine Bedeutung; jedes von ihnen ist an der richtigen Stelle, selbst die kleinste Schraube. Alles hat einen Zweck und eine Aufgabe und das Ergebnis ist erstaunlich: Eine solche Lokomotive kann auf das Gleis gestellt und mit Wasser und Kohle befüllt werden. Eine Person bewegt einen kleinen Hebel und die großen Hebel setzen sich in Bewegung. Obwohl die Wagen ein paar Tausend Zentner wiegen, fährt die Lokomotive damit so flink wie ein Kaninchen!“ In New York, wo Dvořák seine letzte Sinfonie schreibt, kommt zu der Faszination für Lokomotiven noch die für Ozeandampfer hinzu. Beider Fahrpläne sammelt er und studiert sie genau. Der Rhyhthmus des Finales der Sinfonie „Aus der neuen Welt“ – kommt er nicht ähnlich in Schwung wie eine anfahrende Dampfmaschine?
Fazıl Say (*1970) nennt sein 2018 mit Camille Thomas in Paris uraufgeführtes Cellokonzert einen „Schrei nach Freiheit und Frieden“. Es ist ein Protest gegen Gewalt und Terror. Im Stück sind gar Schreie und Gewehrschüsse musikalisch nachgezeichnet, am Ende aber hören wir Klänge der Freiheit und des Friedens: Vogelgesang und Meereswellen.