Kay Johannsen, Orgel
Das musikalische Zentrum für Kay Johannsen ist die Stiftskirche Stuttgart, Hauptkirche der Stadt und der Region. Hier leitet der Stiftskantor und Kirchenmusikdirektor die Ensembles Stuttgarter Kantorei, solistenensemble stimmkunst, Stiftsphilharmonie Stuttgart sowie Stiftsbarock Stuttgart und verantwortet als künstlerischer Leiter der Stiftsmusik Stuttgart unter anderem die wöchentliche Stunde der Kirchenmusik mit jährlich 20.000 Zuhörern. Eine nicht versiegende Inspirationsquelle ist für ihn die Mühleisen-Orgel der Stiftskirche mit 81 Registern auf vier Manualen.
Im Jahr 2016 führt Kay Johannsen weitere 17 Vokalwerke (Kantaten, Motetten, Messe G-Dur, Osteroratorium) im Rahmen des Zyklus' Bach:vokal auf, außerdem das Requiem von Antonín Dvořák am Karfreitag. Ende Februar untnahm er zum 11. Mal eine Konzertreise nach Russland. Im März spielte er ein Orgelkonzert zur Eröffnung des Deutschen Musikwettbewerbs in Bonn und wirkte anschließend wieder in der Jury des Wettbewerbs mit. Beim Deutschen Chorfest im Mai wird er mit dem solistenensemble stimmkunst und dem Ensemble Stiftsbarock in einem Sonderkonzert auftreten. Kay Johannsen wird ferner das Jahr über bei Orgelkonzerten unter anderem in Stuttgart, Freiburg, Wiesbaden, Berlin, Basel, im Kloster Maulbronn und in Muri zu erleben sein. Im September wird er beim Orgelfestival Fugato in Bad Homburg Werke von Max Reger spielen und einen Kurs zu diesem Thema geben.
Kay Johannsen beschäftigt sich intensiv mit der Orgelmusik von Johann Sebastian Bach und spielte 1997 und 2007 Aufführungen des Gesamtwerkes, wobei der Zyklus 2007 auf 17 CDs (Produktion der Stiftsmusik) dokumentiert ist. Für die edition bachakademie bei hänssler nahm er fünf CDs auf, die mit Preisen wie dem Diaposon d'or sowie dem Goldenen Bobby des Verbands deutscher Tonmeister ausgezeichnet wurden. Als Cembalist und Kammermusiker hat er weitere Gattungen der Bachschen Musik umfassend gepflegt, von den Goldbergvariationen über das Musikalische Opfer bis zu den Brandenburgischen Konzerten.
Ausgehend von einer profunden Auseinandersetzung mit der Alten Musik spielt Kay Johannsen heute in seinen Orgelkonzerten neben Bach und Improvisationen vor allem Werke der deutschen und französischen Romantik, was sich auf 12 Solo-CDs mit Werken von Bach, Mendelssohn, Brahms, Franck, Reger, Widor und Vierne (24 Pièces de Fantaisie in der Frauenkirche Dresden bei Carus) niederschlägt.
Kay Johannsen ist ein leidenschaftlicher und fantasievoller Improvisator, wobei sein Stil hinsichtlich der Harmonik, der Form und der rhythmischen Strukturen außerordentlich vielfältig ist und das Publikum zu regelrechten Begeisterungsstürmen hinreißt. Choralgebundene Improvisationen zu Advent/Weihnachten und Passion/Ostern sind auf drei weiteren Solo-CDs bei Carus dokumentiert, die in kürzester Zeit große Verbreitung fanden.
Als Solist und Begleiter spielte Kay Johannsen mit vielen bekannten Ensembles wie zuletzt mit großem Erfolg mit den Berliner Barocksolisten. Er ist auf CDs zu hören mit den Berliner Philharmonikern unter Claudio Abbado (Bach, Mozart), den Stuttgarter Philharmonikern unter Gabriel Feltz (Strauss, Scriabin) und (in den Psalmen von Charles Ives) mit dem SWR Vokalensemble unter Marcus Creed, ferner auch mit den Stuttgarter Hymnus-Chorknaben. Beste Besprechungen erhielt die CD mit den Sechs Sonaten für Violine und Cembalo von J. S. Bach, die er mit der Geigerin Christine Busch für Carus eingespielt hat. 2010 ist bei Carus ferner die CD Ave Maria mit Geistlichen Gesängen von Joseph Gabriel Rheinberger mit Kay Johannsen an der Orgel erschienen, 2012 drei CDs mit alten Kirchenliedern unter dem Titel Aus meines Herzens Grunde sowie 2013 die CD Alle Jahre wieder mit Weihnachtsliedern zusammen mit Christine Busch bei Carus/Reclam.
Kay Johannsen gewann den Deutschen Musikwettbewerb als Organist und mit seiner Stuttgarter Kantorei 2006 den Deutschen Chorwettbewerb in Kiel sowie 2005 und 2013 den Landeschorwettbewerb. 2014 wurde der Stuttgarter Kantorei beim Deutschen Chorwettbewerb in Weimar das Prädikat „mit hervorragendem Erfolg“ sowie ein 2. Preis verliehen. Als Juror ist Johannsen heute regelmäßig beim Deutschen Musikwettbewerb, beim Bundeswettbewerb Jugend musiziert oder bei internationalen Wettbewerben in Lausanne und Alkmaar gefragt.
Wie an der Orgel hat sich Kay Johannsen als Dirigent zunächst ausführlich mit der Alten Musik und der Musik Johann Sebastian Bachs beschäftigt. Daneben hat sich ein Schwerpunkt bei Werken des 19. bis 21. Jahrhunderts gebildet, von Beethoven und Brahms über Elgar und Mahler bis zu Schönberg, Berg und Rihm. Eine außerordentlich positive internationale Resonanz erhielt er für seine beiden CDs „Göttlichs Kind“ mit Weihnachtsmusik von Telemann sowie „Noël“ mit Werken von Charpentier, die er mit dem solistenensemble stimmkunst und dem Ensemble 94 für Carus und den SWR eingespielt hat. 2009 erschienen ist die Aufnahme der Messe As-Dur von Franz Schubert mit der Stuttgarter Kantorei und der Stiftsphilharmonie Stuttgart. Als Gast leitete er einen Orfeo-Abend mit Christine Schäfer und Mitgliedern der Berliner Philharmoniker in Berlin, die Aufführung von Bachs Messe h-Moll mit dem Barockchor Seoul, Konzerte mit dem Orchestre philharmonique de Strasbourg in der Stuttgarter Liederhalle. Mehrfach dirigierte er die Gächinger Kantorei, das Bach-Collegium Stuttgart und das Stuttgarter Kammerorchester. 2009 leitete er als Gast die Bachwoche der Internationalen Bachakademie Stuttgart. 2010 dirigierte er mit großem Erfolg Orffs Carmina burana in Shanghai und Beijing, 2011 erstmals Mahlers Zweite Symphonie. 2013 leitete er die erste Aufführung der Brandenburgischen Konzerte von Bach in China im Rahmen des Barockfestivals Beijing im Konzertsaal der Forbidden City, und 2015 dirigierte er Chor- und Orchesterkonzerte bei Festivals in Turin, Ekaterinburg und Perm. Kay Johannsen ist künstlerischer Leiter des Zyklus' „Bach:vokal“, in dessen Rahmen er von 2011 bis 2021 die gesamte Vokalmusik Bachs in Stuttgart aufführt. Weit über 100 Videodokumentationen der Bach-Konzerte sowie anderer Aufführungen und von Orgelkonzerten mit Kay Johannsen sind auf dem Kanal Kay Johannsen bei YouTube zu sehen.
Neben dem Interpretieren an der Orgel und als Dirigent ist für ihn wichtig, der eigenen Kreativität Raum zu geben. In den letzten Jahren entstanden vermehrt Kompositionen für Ensembles in verschiedenen Besetzungen, die auch im Rundfunk und Fernsehen übertragen wurden. Sein bisher größtes Werk ist die szenisch-musikalische Fantasie „Nachtbus“, die beim Musikfest Stuttgart 2010 uraufgeführt wurde. 2012 wurde sein Schlagzeugkonzert und die Vertonung Abend (nach Gryphius) für Sopran, Chor und Klavier uraufgeführt, 2013 unter anderem „Fiery Dance“ für Orgel, „Bless the Lord, o my soul“ für achtstimmigen Chor und „In deinem Lichte sehen wir“ für Chor und Orchester. Großen Erfolg hatte er 2014 mit dem Concerto for organ, strings and percussion. „The Great Wall“ sowie „Song of Hope“ für Orgel solo, die Komposition „...ihrer ist das Himmelreich“ für Soli, Chor und Orchester sowie „Veni“ für 12-stimmigen Chor und Orgel sind seine neuesten Werke.