Veranstaltungsdaten
Die Große Reihe – Die Macht des Schicksals (2)
Einführung ins Programm um 19 Uhr
Lera Auerbach
Icarus
Wolfgang Amadeus Mozart
Klavierkonzert d-Moll KV 466
(Kadenzen: Lera Auerbach)
Anton Bruckner
Sinfonie Nr. 9 d-Moll
- Klavier: Gerhard Oppitz
- Theremin: Carolina Eyck
- Dirigent: Gabriel Feltz
Das Gesetz der Schwerkraft bestimmt unsere Existenz.
Lera Auerbach, die sich als Pianistin und Komponistin zugleich in einer großen Tradition befindet (man denke an Chopin oder Liszt), lebte schon als Kind intensiver mit den griechischen Mythen als mit den roten Fahnen der „heimatlichen” Sowjetunion. Von der Geschichte des Icarus war sie von Anfang an fasziniert. Sein Schicksal zeigt uns, wie gefährlich der Griff nach der Sonne sein kann. Aber: ohne Flügel kein Flug, ohne Risiko kein Erfolg. Auch wenn, wie Lera Auerbach meint, unser Leben nicht zuletzt von der Schwerkraft bestimmt wird, haben gerade Künstler immer wieder zu Höhenflügen angesetzt. Die seit 1991 in New York und Hamburg lebende Musikerin reklamiert für ihre Musik größte stilistische Freiheit. Für Wolfgang Amadeus Mozart halb düsteres, halb heiteres d-Moll-Klavierkonzert hat sie Kadenzen verfasst, die ihr Kollege Gerhard Oppitz als Residenzkünstler der Stuttgarter Philharmoniker in dieser Saison vorstellen wird. Auch hier knüpft Auerbach an beeindruckende Vorläufer wie Beethoven und Brahms an, die dieses im 19. Jahrhundert besonders beliebte Mozartkonzert mit eigenen Kadenzen versahen. Die Tonart d-Moll ist bei Mozart eine Ausnahme und für Bereiche vorgesehen, in denen das Schicksal waltet, für den Niedergang des Don Giovanni oder das Requiem.
Während Mozart seinem überwiegend dunkel getöntem Klavierkonzert (und dessen Hörern) einen leuchtenden Schluss in Dur gönnte, konnte Anton Bruckner für seine neunte Sinfonie kein Finale mehr schreiben – er starb über den Skizzen des Satzes, der diese, „dem lieben Gott” gewidmete Sinfonie beschließen sollte. Bruckner hat damit der Nachwelt eine schwere Aufgabe hinterlassen – greift man mit Vollendungsversuchen dem Schicksal ungebührlich in die Speichen oder fordert im Gegenteil das Fragment die Vervollständigung? Gabriel Feltz wird dem Publikum die unvollständig überlieferte Fassung in drei Sätzen vorstellen. Ganz leise endet so dieses Werk, langsam und feierlich, wie Bruckner das Adagio benannte – und überlässt es den Hörern, über das Vollendete im Unvollendeten nachzusinnen.